23.10.2025
Entscheidender Moment: Vom Kind zum Erwachsenen – kritischer Wendepunkt in der medizinischen Versorgung
Dachverband für Soziales und GesundheitGesundheit
Eine Fachtagung in Bozen, organisiert vom Dachverband für Soziales und Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, widmete sich am 23. Oktober den medizinischen, psychologischen und sozialen Aspekten der sogenannten „Transition“, dem Übergang von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin - ein für chronisch kranke Jugendliche sensibler und oft herausfordernder Prozess.
In Südtirol sind derzeit rund 10.600 Jugendliche von chronischen Erkrankungen betroffen. Sie haben beispielsweise Diabetes, leiden unter Epilepsie, haben angeborene Herzfehler, Krebs oder andere Erkrankungen. Der Wechsel in die Erwachsenenmedizin bedeutet für sie nicht nur eine Veränderung in der medizinischen Betreuung, sondern auch einen Schritt in Richtung Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Die Tagung zeigte, wie dieser Übergang gut begleitet werden kann.
Nach den Grußworten von Gesundheitslandesrat Hubert Messner, eröffnete Dr.in Laura Battisti, Primaria der Pädiatrie am Krankenhaus Bozen, die Referate mit einem Überblick über die aktuelle Situation im Südtiroler Sanitätsbetrieb. Sie stellte bestehende Transitionsangebote vor – darunter spezialisierte Ambulanzen in der Endokrinologie, Diabetologie, Hämatologie und Rheumatologie sowie die DAMA-Ambulanz für Menschen mit Behinderungen. Zudem wird am Projekt „Equipe CPP“ und an häuslichen Palliativpflegeeinheiten für Erwachsene gearbeitet. Ziel ist die Einrichtung einer multidisziplinären Transitionsambulanz für komplex chronisch kranke Patient/innen.
All das ist wichtig, denn „Jugendliche und ihre Familien brauchen in dieser heiklen Phase Unterstützung“, betont Silvia Fornasini vom Dachverband. Sie hat in den letzten Monaten zusammen mit ihrer Kollegin Anna Cossarini betroffene Jugendliche und Eltern befragt, wie sie den Übergang erleben: „Viele Jugendliche wünschen sich eine schrittweise Übergangsphase, in der sie zumindest zu Beginn intensiver betreut werden. Zudem schätzen sie den dialogorientierten Ansatz, wie er in der Pädiatrie üblich ist. Sie möchten, dass dies auch in der Erwachsenenmedizin erhalten bleibt.“
Eltern wiederum wünschen sich, dass Ärzte, soziale Dienste und andere Stellen gut zusammenarbeiten, wenn Jugendliche in diese neue Lebensphase kommen. Sie finden es wichtig, dass die Jugendlichen im Alltag gut zurechtkommen und sich in der Gesellschaft wohl und angenommen fühlen, gerade weil diese Zeit oft schwierig ist. Durch Arzttermine, Klinikaufenthalte, Therapien etc. haben Jugendliche weniger Zeit, um sich mit Freunden zu treffen. Freizeitaktivitäten, auch etwa eine Klassenfahrt müssen genau geplant werden. Oder schlimmer – die Eltern verbieten sie wegen des Risikos. Bei der Übergabe der Verantwortung kommt es deshalb nicht selten zu familiären Spannungen: „Den Eltern fällt es oft schwer, die Kontrolle über die Gesundheitsversorgung des Kindes abzugeben“, weiß Fornasini. Auch das „Anderssein“ durch eine Krankheit oder Behinderung könne durchaus problematisch sein und in der Adoleszenz Ausgrenzung, Stress, manchmal sogar Mobbing bedeuten. Gerade Patientenvereinigungen leisten hier wertvolle Unterstützung: Sie bieten Informationen, fördern den Austausch unter Betroffenen und stärken das Selbstbewusstsein der Jugendlichen durch gemeinsame Aktivitäten und Zusammenhalt.
Beim abschließenden Runden Tisch betonte Wolfgang Obwexer, Präsident des Dachverbands, die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit und der besseren Einbindung von Patientenorganisationen. Die Transition bedeute mehr als einen organisatorischen Schritt – sie sei eine Chance für mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität. Deshalb wird sich der Dachverband weiterhin für nachhaltige Verbesserungen in diesem Bereich einsetzen.
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