06.10.2025
Erster Eindruck: Günther Sommia, über seine ersten 100 Tage als neuer Geschäftsführer des Dachverbands für Soziales und Gesundheit – zwischen Erwartungen, Zielen und ersten Herausforderungen
Dachverband für Soziales und GesundheitGünther Sommia: Ich möchte mit unseren inzwischen 65 Mitgliedsorganisationen verstärkt in den Dialog treten – nicht nur zu bekannten Themen wie Verwaltung oder Haftungsfragen, sondern besonders zu übergreifenden, transversalen Themen. Ein Beispiel ist die Pflegesicherung: die betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern viele vulnerable Gruppen. Wir müssen gemeinsam überlegen, wie wir das bestehende System verbessern können.
Sinnbildlich für eine intensive Zusammenarbeit steht auch das künftige „Haus für Soziales und Gesundheit“. Welche Rolle wird es spielen?
Es wird eine zentrale Rolle spielen. Dieses Projekt ist arbeitsintensiv und kann nur mit einem gemeinsam getragenen Konzept gelingen. Dazu ist es wichtig gerade mit unseren Partnern in der öffentlichen Verwaltung sehr intensiv zusammenzuarbeiten. Es soll ja kein klassisches Bürogebäude werden, sondern ein lebendiger Ort für Initiativen, Veranstaltungen und Begegnungen. Damit das gelingt, braucht es koordinierte, kontinuierliche Zusammenarbeit – und den Willen aller Beteiligten, dieses Haus mit Leben zu füllen. Wenn man das nicht organisiert, wird es wahrscheinlich nicht entstehen. Darum muss man sich kümmern. Es ist klar, dass das natürlich auch Geld kostet. Deswegen muss alles gut mit der Politik und der Landesverwaltung abgestimmt sein. Letztlich profitieren aber alle davon. Dann entsteht ein großer Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger.
Wie sieht es mit der internen Entwicklung des Dachverbands aus?
Wir arbeiten daran, unsere Themen in der gebotenen Breite und Tiefe zu bearbeiten. Ein großes Potenzial sehe ich in der Unterstützung kleinerer Vereine bei der Verwaltung. Viele sind mit gesetzlichen Anforderungen und Bürokratie überfordert – hier können wir helfen, brauchen dafür aber zusätzliches Personal.
Und im Bereich der großen Dienstleister?
Auch hier leisten wir Koordinierungsarbeit, etwa im Rahmen der Gruppe „Südtirol Sozial“. Wir arbeiten an gemeinsamen Projekten, etwa einen Kollektivvertrag für den Dritten Sektor oder ESF-finanzierte Initiativen. Gerade kleinere Organisationen werden davon profitieren, denn alleine können sie solche Projekte nicht stemmen.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Mehr Wirkungskontrolle. Wir tun viel, fragen uns aber zu wenig, was es tatsächlich bewirkt. Wie Prof. Gottfried Tappeiner kürzlich auf unserer Tagung sagte:
wir sind in Südtirol sehr Input-orientiert aber zu wenig Output-orientiert. Außerdem brauchen wir solide Daten, um im Sozialbereich besser planen zu können – etwa beim Personal- oder Betreuungsbedarf.
Welche Themen stehen künftig besonders im Fokus?
Armut bleibt ein zentrales Thema. Auch Migration ist gesellschaftlich relevant und berührt viele Bereiche – Bildung, Arbeit, Gesundheit. Wir müssen Lösungen finden, die über kurzfristige Maßnahmen hinausgehen. Und bei der Pflege gilt: wir müssen sie langfristig absichern.
Was motiviert dich persönlich in deiner Arbeit?
Besonders die Vielfalt ist eine spannende Herausforderung. Man erfährt und sieht jeden Tag viel – von Gesetzgebung bis zu konkreten Projekten. Wichtig ist aber Prioritäten zu setzen. Ich bin froh, dabei nicht alleine zu sein, denn wir haben ein engagiertes Team und einen kompetenten Ausschuss, die viel Wissen und Erfahrung einbringen.
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