01.10.2021
„Wir brauchen den Kontakt zu den Menschen!“: Covid-19 und die Folgen für gemeinnützige Organisationen
Covid-19Dachverband für Soziales und Gesundheit
Abstand halten, Maske tragen, Kontakte vermeiden: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf unsere Gesellschaft aus? Wie auf den Sozial- und Gesundheitsbereich? Wir haben mit einigen Mitgliedsorganisationen gesprochen, wie auf die Krise reagiert wurde, welche Herausforderungen zu bewältigen waren und mit welcher Stimmung sie in die unmittelbare Zukunft blicken.
Eineinhalb Jahre Pandemie haben einige Veränderungen im Sozial- und Gesundheitsbereich bewirkt. Viele Tätigkeiten mussten ausgesetzt oder verschoben werden. Anderes musste umorganisiert werden, oder aufgrund des Bedarfs praktisch über Nacht neu auf die Beine gestellt werden.
Digitalisierung auf dem Vormarsch
Wer in den vergangenen Monaten seine Dienstleistung aufrecht halten bzw. in Kontakt mit seinen Mitgliedern bleiben wollte, ist an der Digitalisierung nicht vorbeigekommen. Soziale Arbeit braucht den persönlichen Kontakt zu den Menschen. Was aber tun, wenn dies nicht in der gewohnten Form möglich ist?
Alle befragten Mitgliedsorganisationen haben Licht- und Schattenseiten der Digitalisierung eindrucksvoll erfahren. Die plötzliche Umstellung verschiedener Tätigkeiten, die Distanz zu den Menschen, die technischen Rahmenbedingungen und die Erweiterung der persönlichen Fähigkeiten haben alle herausgefordert. Dabei gab auch einige positive Aspekte: Menschen mussten plötzlich keine größeren Fahrten auf sich nehmen und konnten mit geringerem Aufwand an Sitzungen und Treffen teilnehmen. Veranstaltungen, an denen vor Covid beispielsweise 40 Personen teilgenommen haben, hatten auf einmal 70 Teilnehmer/innen und mehr.
Deshalb haben viele Mitgliedsorganisationen zum Teil sehr viel in die Online-Weiterbildung investiert und werden dies auch weiterhin tun. Vielfach erleichtert das die Arbeit sehr.
In einigen Fällen musste auch die Mitarbeit der Freiwilligen anders organisiert werden. Um einen häufigen Wechsel der Betreuer zu vermeiden, musste etwa die Begleitzeit der Freiwilligen erhöht werden.
Leistungen anpassen und kommunizieren
Einerseits haben die Mitgliedsorganisationen gelernt mit der Pandemie umzugehen, anderseits sind die Folgeerscheinungen jetzt noch stärker spürbar als im Jahre 2020. In den Betreuungsleistungen haben sich für bestimmte Personengruppen große Lücken aufgetan. So haben sich z.B. die Wartezeiten in den Krankenhäusern verlängert. Insofern ist es wichtig, den Ausbau von präventiven Hilfsangeboten zu verstärken, was zum Teil schon getan wird. Es gibt schon entsprechende Hotlines und auch Tele-Betreuungsangebote müssen ausgebaut werden. Außerdem sollten die bestehenden Angebote offensiver beworben werden. Der Dachverband für Soziales und Gesundheit ist in diesem Zusammenhang gerade dabei, die angebotenen Dienstleistungen der Mitgliedsorganisationen genau zu erheben. Ziel ist, eine Datenbank zu erstellen, in der alle Leistungen leicht auffindbar sind, damit interessierte Bürger/innen die konkreten Hilfsangebote so leicht wie möglich finden können. Zeitgleich sollte auch die Ermittlung der Bedürfnisse im Sozial- und Gesundheitsbereich verstärkt werden, um die Dienstleistungen bedarfsgerecht weiter entwickeln zu können.
Finanzielle Ressourcen
Die meisten der befragten Mitgliedsorganisationen verzeichneten im vergangenen Jahr finanzielle Einbußen. Zum Teil lag es an der geringeren Spendenbereitschaft, zum Teil auch an der Tatsache, dass bestimmte Tätigkeiten wie Veranstaltungen oder kleinere Hilfsdienste nicht mehr durchgeführt werden konnten und entsprechende Einnahmen wegfielen. Somit wird die Beschaffung der nötigen Mittel in den kommenden Jahren die Verantwortlichen in den Organisationen verstärkt beschäftigen. Einerseits besteht die Hoffnung, bewährte Fundraising Methoden wieder einsetzen zu können. Anderseits werden sich die Vereine auch Gedanken machen müssen, andere Finanzquellen zu erschließen.
Ausblick
Leider haben sich in den vergangenen Monaten viele freiwillige Helfer zurückgezogen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit neue Personen anzusprechen und für die Arbeit in der eigenen Organisation zu gewinnen. Dafür liefert zum Beispiel die Dienststelle für Freiwilligenarbeit im Dachverband mit dem „Werkzeugkasten“ für die Freiwilligenarbeit wichtige Inputs. In diesem Zusammenhang wird es insbesondere wichtig sein, junge Menschen einzubinden. Einige Mitgliedsorganisationen haben sich diesbezüglich schon auf den Weg gemacht, indem sie intensive Kontakte zu Schulen pflegen oder in dem sie den Jugendlichen konkrete Angebote machen, wie z.B. die eigene Struktur als Treffpunktmöglichkeit zur Verfügung zu stellen. Alle Vereine haben die Erfahrung gemacht, dass meistens nachhaltige Beziehungen mit den jungen Menschen entstehen, wenn der Kontakt einmal hergestellt ist.
Die Pandemie hat viele Fragen aufgeworfen, Unsicherheiten verstärkt, Schwachstellen aufgezeigt und so manche Werte und Bedürfnisse der Menschen deutlich gemacht. Alle befragten Mitgliedsorganisationen wünschen sich von der Politik klare Aussagen dazu, wie die Arbeit fortgesetzt werden kann. Die Nähe zu den Menschen und die Normalisierung der Kontakte ist für alle von großer Bedeutung. Dafür braucht es klare Rahmenbedingungen.
Allen Organisationen gemeinsam ist zudem die Zuversicht, dass ihre Leistungen mehr denn je, den eigenen Mitgliedern und der Gesellschaft einen großen Dienst erweisen. Denn die Krise führt uns unmissverständlich vor Augen, wie sehr wir Menschen voneinander abhängig sind. Möglicherweise ergibt sich aus dieser Erfahrung so etwas wie eine stärkere Gemeinwohlorientierung, eine Stärkung des Gemeinsinns. Es bleibt also zu hoffen, dass dies der langfristige Effekt der Krise sein wird.
Eineinhalb Jahre Pandemie haben einige Veränderungen im Sozial- und Gesundheitsbereich bewirkt. Viele Tätigkeiten mussten ausgesetzt oder verschoben werden. Anderes musste umorganisiert werden, oder aufgrund des Bedarfs praktisch über Nacht neu auf die Beine gestellt werden.
Digitalisierung auf dem Vormarsch
Wer in den vergangenen Monaten seine Dienstleistung aufrecht halten bzw. in Kontakt mit seinen Mitgliedern bleiben wollte, ist an der Digitalisierung nicht vorbeigekommen. Soziale Arbeit braucht den persönlichen Kontakt zu den Menschen. Was aber tun, wenn dies nicht in der gewohnten Form möglich ist?
Alle befragten Mitgliedsorganisationen haben Licht- und Schattenseiten der Digitalisierung eindrucksvoll erfahren. Die plötzliche Umstellung verschiedener Tätigkeiten, die Distanz zu den Menschen, die technischen Rahmenbedingungen und die Erweiterung der persönlichen Fähigkeiten haben alle herausgefordert. Dabei gab auch einige positive Aspekte: Menschen mussten plötzlich keine größeren Fahrten auf sich nehmen und konnten mit geringerem Aufwand an Sitzungen und Treffen teilnehmen. Veranstaltungen, an denen vor Covid beispielsweise 40 Personen teilgenommen haben, hatten auf einmal 70 Teilnehmer/innen und mehr.
Deshalb haben viele Mitgliedsorganisationen zum Teil sehr viel in die Online-Weiterbildung investiert und werden dies auch weiterhin tun. Vielfach erleichtert das die Arbeit sehr.
In einigen Fällen musste auch die Mitarbeit der Freiwilligen anders organisiert werden. Um einen häufigen Wechsel der Betreuer zu vermeiden, musste etwa die Begleitzeit der Freiwilligen erhöht werden.
Leistungen anpassen und kommunizieren
Einerseits haben die Mitgliedsorganisationen gelernt mit der Pandemie umzugehen, anderseits sind die Folgeerscheinungen jetzt noch stärker spürbar als im Jahre 2020. In den Betreuungsleistungen haben sich für bestimmte Personengruppen große Lücken aufgetan. So haben sich z.B. die Wartezeiten in den Krankenhäusern verlängert. Insofern ist es wichtig, den Ausbau von präventiven Hilfsangeboten zu verstärken, was zum Teil schon getan wird. Es gibt schon entsprechende Hotlines und auch Tele-Betreuungsangebote müssen ausgebaut werden. Außerdem sollten die bestehenden Angebote offensiver beworben werden. Der Dachverband für Soziales und Gesundheit ist in diesem Zusammenhang gerade dabei, die angebotenen Dienstleistungen der Mitgliedsorganisationen genau zu erheben. Ziel ist, eine Datenbank zu erstellen, in der alle Leistungen leicht auffindbar sind, damit interessierte Bürger/innen die konkreten Hilfsangebote so leicht wie möglich finden können. Zeitgleich sollte auch die Ermittlung der Bedürfnisse im Sozial- und Gesundheitsbereich verstärkt werden, um die Dienstleistungen bedarfsgerecht weiter entwickeln zu können.
Finanzielle Ressourcen
Die meisten der befragten Mitgliedsorganisationen verzeichneten im vergangenen Jahr finanzielle Einbußen. Zum Teil lag es an der geringeren Spendenbereitschaft, zum Teil auch an der Tatsache, dass bestimmte Tätigkeiten wie Veranstaltungen oder kleinere Hilfsdienste nicht mehr durchgeführt werden konnten und entsprechende Einnahmen wegfielen. Somit wird die Beschaffung der nötigen Mittel in den kommenden Jahren die Verantwortlichen in den Organisationen verstärkt beschäftigen. Einerseits besteht die Hoffnung, bewährte Fundraising Methoden wieder einsetzen zu können. Anderseits werden sich die Vereine auch Gedanken machen müssen, andere Finanzquellen zu erschließen.
Ausblick
Leider haben sich in den vergangenen Monaten viele freiwillige Helfer zurückgezogen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit neue Personen anzusprechen und für die Arbeit in der eigenen Organisation zu gewinnen. Dafür liefert zum Beispiel die Dienststelle für Freiwilligenarbeit im Dachverband mit dem „Werkzeugkasten“ für die Freiwilligenarbeit wichtige Inputs. In diesem Zusammenhang wird es insbesondere wichtig sein, junge Menschen einzubinden. Einige Mitgliedsorganisationen haben sich diesbezüglich schon auf den Weg gemacht, indem sie intensive Kontakte zu Schulen pflegen oder in dem sie den Jugendlichen konkrete Angebote machen, wie z.B. die eigene Struktur als Treffpunktmöglichkeit zur Verfügung zu stellen. Alle Vereine haben die Erfahrung gemacht, dass meistens nachhaltige Beziehungen mit den jungen Menschen entstehen, wenn der Kontakt einmal hergestellt ist.
Die Pandemie hat viele Fragen aufgeworfen, Unsicherheiten verstärkt, Schwachstellen aufgezeigt und so manche Werte und Bedürfnisse der Menschen deutlich gemacht. Alle befragten Mitgliedsorganisationen wünschen sich von der Politik klare Aussagen dazu, wie die Arbeit fortgesetzt werden kann. Die Nähe zu den Menschen und die Normalisierung der Kontakte ist für alle von großer Bedeutung. Dafür braucht es klare Rahmenbedingungen.
Allen Organisationen gemeinsam ist zudem die Zuversicht, dass ihre Leistungen mehr denn je, den eigenen Mitgliedern und der Gesellschaft einen großen Dienst erweisen. Denn die Krise führt uns unmissverständlich vor Augen, wie sehr wir Menschen voneinander abhängig sind. Möglicherweise ergibt sich aus dieser Erfahrung so etwas wie eine stärkere Gemeinwohlorientierung, eine Stärkung des Gemeinsinns. Es bleibt also zu hoffen, dass dies der langfristige Effekt der Krise sein wird.
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