09.02.2015
„Schau auf dich!“ Krebsvorsorge und Früherkennung in Südtirol
Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar stellte die Südtiroler Krebshilfe den neu erarbeiteten Vorsorgepass samt Infofolder vor. Beide sind ein Anreiz dafür, die Untersuchungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen zu nutzen und die persönliche Vorsorge in die Hand zu nehmen. Experten erläuterten zudem das gesetzliche Früherkennungsprogramm in Südtirol und die Rolle der Allgemeinmediziner bei der Krebsvorsorge.
Wird Krebs frühzeitig erkannt, ist er in vielen Fällen heilbar. Die Untersuchungen zur Früherkennung regelmäßig wahrzunehmen und selbst aktiv Vorsorge zu betreiben, ist deshalb von besonderer Wichtigkeit. Um die Menschen darüber zu informieren und einen Überblick über die durchzuführenden oder bereits gemachten Untersuchungen zu gewährleisten, hat die Südtiroler Krebshilfe einen Vorsorgepass samt Infofolder entwickelt. „Der persönliche Vorsorgepass gibt einen Überblick über das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm in Südtirol, auch Screening-Programm genannt, sowie über weitere sinnvolle Untersuchungen zur Früherkennung. Gleichzeitig bietet der persönliche Vorsorgepass allen Interessierten und Ärzten die Möglichkeit, die Teilnahme an diesen Maßnahmen über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren und er erinnert an den nächsten Untersuchungstermin“, erläutert Ida Schacher Baur, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe. Beide Drucksorten sind demnächst in allen Sektions- und Bezirksbüros der Südtiroler Krebshilfe sowie in vielen Hausarztpraxen erhältlich.
Europäischer Krebs-Kodex. Auf die Wichtigkeit der Vorsorge wies auch Susanne Baier, Onkologin am Krankenhaus Bozen, hin: „Jeder kann Krebs aktiv vorbeugen und jeder Erwachsene sollte ein Vorbild sein, indem er ein gesundheitsbewusstes Verhalten an den Tag legt. Durch eine langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten lassen sich annährend die Hälfte aller Krebserkrankungen vermeiden.“ Experten aus ganz Europa haben dabei einfache Regeln zusammengestellt, mit denen das Krebsrisiko gesenkt werden kann. Laut diesem Europäischen Krebs-Kodex sollte das Rauchen sowie Übergewicht vermieden werden. Tägliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse sowie wenig bis gar kein Alkoholkonsum helfen zudem, Krebserkrankungen vorzubeugen. Als weitere Regel gilt ein ausreichender Schutz vor der Sonnenstrahlung und vor krebserregenden Stoffen. Um mögliche Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollte der eigene Körper kontinuierlich beobachtet und bei Veränderungen ein Arzt aufgesucht werden.
Früherkennungsuntersuchungen in Südtirol. Ulrich Seitz vom Amt für Krankenhäuser gab einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnissen im Zusammenhang mit diesen Screening-Programmen in Südtirol und berichtete über den konkreten Ablauf der dafür notwendigen klinischen und technisch-organisatorischen Schritte. Derzeit sind in Südtirol vier Früherkennungsuntersuchungen gesetzlich verankert: der Pap-Test für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, die Mammografie, der Blut-Stuhl-Test zur Erkennung von Darmkrebs sowie die Tastuntersuchung und der PSA-Test, um Prostatakrebs frühzeitig diagnostizieren zu können. Zur Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs können sich Mädchen vor ihrem ersten sexuellen Kontakt der HPV-Impfung unterziehen: Diese schützt vor den Human Papilloma Viren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Die Rolle der Hausärzte/innen. Die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen bleibt jedoch stets eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen sollte: Sie hängt nicht zuletzt auch von der persönlichen Risikoeinschätzung ab. „In der Praxis begegnen wir Hausärzten meist zwei Extremen: dem Wunsch der Patienten, so oft wie möglich sich einer Früherkennungsdiagnostik zu unterziehen, oder der Ablehnung dieser Untersuchungen mit unterschiedlichen Begründungen“, erläuterte hierzu Adolf Engl, Präsident der SAKAM (Südtiroler Akademie der Allgemeinmedizin). „Dabei geht es nicht um die Frage, welches die richtige Haltung ist, sondern es handelt sich um eine persönliche Entscheidung, mit dem individuellen Lebensrisiko umzugehen. Eine wichtige Aufgabe der Hausärzte ist es daher, diese Problematik vorurteilsfrei mit den Patienten zu besprechen“. In der Beratung und Begleitung der Patienten durch das Abschätzen des individuellen Risikos für Krebserkrankungen sieht auch Brigitte Innitzer von Lutterotti, Präsidentin der Sügam (Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin), die Aufgabe der Allgemeinmediziner: „Das Risiko an Krebs zu erkranken kann durch familiär gehäuftes Auftreten von Krebserkrankungen oder durch einen krankheitsfördernden Lebensstil erhöht sein. Wir Allgemeinärzte betreuen unsere Patienten über eine lange Zeit und haben immer wieder die Gelegenheit, mit ihnen über Vorsorgemöglichkeiten wie gesundheitsfördernde Aktivitäten, Stressabbau, Ernährungs- oder Rauchgewohnheiten zu sprechen und so nachhaltig zu arbeiten“, so Brigitte Innitzer von Lutterotti, „wir ermutigen unsere Patienten an den Vorsorgeprogrammen des Gesundheitsbetriebs teilzunehmen und dokumentieren die Untersuchungsergebnisse in unseren Karteien.“ Eine weitere wichtige Hilfe sind hierbei sicherlich der neue Vorsorgepass und Infofolder der Südtiroler Krebshilfe unter dem Motto „Schau auf dich!“ – denn schlussendlich liegt es an jedem Einzelnen, wie gesundheitsbewusst er sein Leben gestaltet.
Infobox
Tumorerkrankungen in Südtirol
In Südtirol erkrankten im Jahr 2013 laut einer Schätzung des Tumorregisters im Jahr 3.327 Menschen neu an Krebs, davon 1.421 Frauen und 1.905 Männer. Nach den Herz-Kreislaufkrankheiten nehmen Krebserkrankungen den zweiten Platz in der Rangfolge der Todesursachen ein. Die Zahl dieses Anstieges ist unter anderem auf das zunehmende Durchschnittsalter der Bevölkerung und den Lebensstil zurückzuführen.
Die häufigste Krebsdiagnose bei Südtirolerinnen (2013):
» Brustkrebs mit 349 Neuerkrankungen
» Colon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs) mit 176 Neuerkrankungen
» Lungenkrebs mit 75 Neuerkrankungen
Die häufigste Krebsdiagnose bei Südtirolerinnen (2013):
» Prostatakrebs mit 438 Neuerkrankungen
» Colon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs) mit 228 Neuerkrankungen
» Lungenkrebs mit 183 Neuerkrankungen
Die Inzidenzrate (die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken) lag für das Jahr 2003 bei 577 Fällen pro 100.000 Einwohner (501 Fälle auf 100.000 Frauen und 655 Fälle auf 100.000 Männer).Die Sterblichkeitsrate aufgrund von Krebserkrankungen lag im Jahr 2013 bei 240 Todesfällen auf 100.000 Einwohner (210 alle 100.000 Frauen und 271 alle 100.000 Männer).
Screening-Programme in Südtirol
Screening bedeutet, dass allen Menschen einer Altersgruppe ohne Krankheitsanzeichen eine bestimmte Untersuchung angeboten wird.
Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für Frauen:
» ab dem 23. Lebensjahr: alle 3 Jahre Pap-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (ticketbefreit) sowie gynäkologische Untersuchung
» ab dem 30. Lebensjahr: Tastuntersuchung der Brust und Inspektion auffälliger Hautareale
» 50 – 69. Lebensjahr: Mammographie-Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs (ticketbefreit alle 2 Jahre)
» 50. – 55. Lebensjahr: Blut-Stuhl-Test zur Darmkrebsvorsorge
Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für Männer:
» ab dem 45. Lebensjahr: Tastuntersuchung der Prostata sowie Inspektion des äußeren Genitals und auffälliger Hautareale
» 50. – 55. Lebensjahr: Blut-Stuhl-Test zur Darmkrebsvorsorge
Wird Krebs frühzeitig erkannt, ist er in vielen Fällen heilbar. Die Untersuchungen zur Früherkennung regelmäßig wahrzunehmen und selbst aktiv Vorsorge zu betreiben, ist deshalb von besonderer Wichtigkeit. Um die Menschen darüber zu informieren und einen Überblick über die durchzuführenden oder bereits gemachten Untersuchungen zu gewährleisten, hat die Südtiroler Krebshilfe einen Vorsorgepass samt Infofolder entwickelt. „Der persönliche Vorsorgepass gibt einen Überblick über das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm in Südtirol, auch Screening-Programm genannt, sowie über weitere sinnvolle Untersuchungen zur Früherkennung. Gleichzeitig bietet der persönliche Vorsorgepass allen Interessierten und Ärzten die Möglichkeit, die Teilnahme an diesen Maßnahmen über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren und er erinnert an den nächsten Untersuchungstermin“, erläutert Ida Schacher Baur, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe. Beide Drucksorten sind demnächst in allen Sektions- und Bezirksbüros der Südtiroler Krebshilfe sowie in vielen Hausarztpraxen erhältlich.
Europäischer Krebs-Kodex. Auf die Wichtigkeit der Vorsorge wies auch Susanne Baier, Onkologin am Krankenhaus Bozen, hin: „Jeder kann Krebs aktiv vorbeugen und jeder Erwachsene sollte ein Vorbild sein, indem er ein gesundheitsbewusstes Verhalten an den Tag legt. Durch eine langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten lassen sich annährend die Hälfte aller Krebserkrankungen vermeiden.“ Experten aus ganz Europa haben dabei einfache Regeln zusammengestellt, mit denen das Krebsrisiko gesenkt werden kann. Laut diesem Europäischen Krebs-Kodex sollte das Rauchen sowie Übergewicht vermieden werden. Tägliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse sowie wenig bis gar kein Alkoholkonsum helfen zudem, Krebserkrankungen vorzubeugen. Als weitere Regel gilt ein ausreichender Schutz vor der Sonnenstrahlung und vor krebserregenden Stoffen. Um mögliche Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollte der eigene Körper kontinuierlich beobachtet und bei Veränderungen ein Arzt aufgesucht werden.
Früherkennungsuntersuchungen in Südtirol. Ulrich Seitz vom Amt für Krankenhäuser gab einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnissen im Zusammenhang mit diesen Screening-Programmen in Südtirol und berichtete über den konkreten Ablauf der dafür notwendigen klinischen und technisch-organisatorischen Schritte. Derzeit sind in Südtirol vier Früherkennungsuntersuchungen gesetzlich verankert: der Pap-Test für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, die Mammografie, der Blut-Stuhl-Test zur Erkennung von Darmkrebs sowie die Tastuntersuchung und der PSA-Test, um Prostatakrebs frühzeitig diagnostizieren zu können. Zur Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs können sich Mädchen vor ihrem ersten sexuellen Kontakt der HPV-Impfung unterziehen: Diese schützt vor den Human Papilloma Viren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Die Rolle der Hausärzte/innen. Die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen bleibt jedoch stets eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen sollte: Sie hängt nicht zuletzt auch von der persönlichen Risikoeinschätzung ab. „In der Praxis begegnen wir Hausärzten meist zwei Extremen: dem Wunsch der Patienten, so oft wie möglich sich einer Früherkennungsdiagnostik zu unterziehen, oder der Ablehnung dieser Untersuchungen mit unterschiedlichen Begründungen“, erläuterte hierzu Adolf Engl, Präsident der SAKAM (Südtiroler Akademie der Allgemeinmedizin). „Dabei geht es nicht um die Frage, welches die richtige Haltung ist, sondern es handelt sich um eine persönliche Entscheidung, mit dem individuellen Lebensrisiko umzugehen. Eine wichtige Aufgabe der Hausärzte ist es daher, diese Problematik vorurteilsfrei mit den Patienten zu besprechen“. In der Beratung und Begleitung der Patienten durch das Abschätzen des individuellen Risikos für Krebserkrankungen sieht auch Brigitte Innitzer von Lutterotti, Präsidentin der Sügam (Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin), die Aufgabe der Allgemeinmediziner: „Das Risiko an Krebs zu erkranken kann durch familiär gehäuftes Auftreten von Krebserkrankungen oder durch einen krankheitsfördernden Lebensstil erhöht sein. Wir Allgemeinärzte betreuen unsere Patienten über eine lange Zeit und haben immer wieder die Gelegenheit, mit ihnen über Vorsorgemöglichkeiten wie gesundheitsfördernde Aktivitäten, Stressabbau, Ernährungs- oder Rauchgewohnheiten zu sprechen und so nachhaltig zu arbeiten“, so Brigitte Innitzer von Lutterotti, „wir ermutigen unsere Patienten an den Vorsorgeprogrammen des Gesundheitsbetriebs teilzunehmen und dokumentieren die Untersuchungsergebnisse in unseren Karteien.“ Eine weitere wichtige Hilfe sind hierbei sicherlich der neue Vorsorgepass und Infofolder der Südtiroler Krebshilfe unter dem Motto „Schau auf dich!“ – denn schlussendlich liegt es an jedem Einzelnen, wie gesundheitsbewusst er sein Leben gestaltet.
Infobox
Tumorerkrankungen in Südtirol
In Südtirol erkrankten im Jahr 2013 laut einer Schätzung des Tumorregisters im Jahr 3.327 Menschen neu an Krebs, davon 1.421 Frauen und 1.905 Männer. Nach den Herz-Kreislaufkrankheiten nehmen Krebserkrankungen den zweiten Platz in der Rangfolge der Todesursachen ein. Die Zahl dieses Anstieges ist unter anderem auf das zunehmende Durchschnittsalter der Bevölkerung und den Lebensstil zurückzuführen.
Die häufigste Krebsdiagnose bei Südtirolerinnen (2013):
» Brustkrebs mit 349 Neuerkrankungen
» Colon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs) mit 176 Neuerkrankungen
» Lungenkrebs mit 75 Neuerkrankungen
Die häufigste Krebsdiagnose bei Südtirolerinnen (2013):
» Prostatakrebs mit 438 Neuerkrankungen
» Colon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs) mit 228 Neuerkrankungen
» Lungenkrebs mit 183 Neuerkrankungen
Die Inzidenzrate (die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken) lag für das Jahr 2003 bei 577 Fällen pro 100.000 Einwohner (501 Fälle auf 100.000 Frauen und 655 Fälle auf 100.000 Männer).Die Sterblichkeitsrate aufgrund von Krebserkrankungen lag im Jahr 2013 bei 240 Todesfällen auf 100.000 Einwohner (210 alle 100.000 Frauen und 271 alle 100.000 Männer).
Screening-Programme in Südtirol
Screening bedeutet, dass allen Menschen einer Altersgruppe ohne Krankheitsanzeichen eine bestimmte Untersuchung angeboten wird.
Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für Frauen:
» ab dem 23. Lebensjahr: alle 3 Jahre Pap-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (ticketbefreit) sowie gynäkologische Untersuchung
» ab dem 30. Lebensjahr: Tastuntersuchung der Brust und Inspektion auffälliger Hautareale
» 50 – 69. Lebensjahr: Mammographie-Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs (ticketbefreit alle 2 Jahre)
» 50. – 55. Lebensjahr: Blut-Stuhl-Test zur Darmkrebsvorsorge
Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für Männer:
» ab dem 45. Lebensjahr: Tastuntersuchung der Prostata sowie Inspektion des äußeren Genitals und auffälliger Hautareale
» 50. – 55. Lebensjahr: Blut-Stuhl-Test zur Darmkrebsvorsorge
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