22.08.2014
“Top secret”-Krankenakten: Risiko für Patienten
Dachverband für Soziales und GesundheitMit Unverständnis reagiert der Dachverband für Soziales und Gesundheit auf die Ankündigung des Sanitätsbetriebes bei den Krankenakten zusätzliche Bürokratie einführen zu müssen.
Gesundheitsdaten und Krankenakten von Patienten sind besonders sensibel. Deshalb gelten auch besonders strenge Regeln um sie zu schützen. Das ist auch gut so. „Allerdings macht es überhaupt keinen Sinn, den behandelnden Ärzten einen Einblick in die Krankenakten und damit die Behandlung zu erschweren“, sagt Stefan Hofer vom Dachverband für Soziales und Gesundheit. Er ist besorgt, dass sich diese Maßnahme negativ für die Patienten auswirken wird.Gerade für chronisch Kranke ist ein multidisziplinärer Behandlungsansatz wichtig.
„Ehrlich gesagt, war ich schockiert, als ich diese Nachricht gehört habe“, sagt Beatrix Raffeiner von der Multiple Sklerose Vereinigung: „Ich sehe es sogar als ein Risiko für die Patienten, und für chronisch Kranke als kontraproduktiv, denn diese brauchen die Hilfe verschiedene Spezialisten. Patienten mit Multipler Sklerose etwa brauchen Neurologen, Urologen, Gastroenterologen, Orthopäden, Augenärzte, Logopäden, Psychologen, um einige zu nennen. Der Informationsaustausch zwischen diesen Fachärzten ist von enormer Bedeutung.“
Auch Irene Pircher vom Verein für chronisch entzündliche Darmerkrankungen hat keine Freude an der neuen Maßnahme: „Es ist absurd. Leider hat der Austausch von Informationen zwischen den Abteilungen schon bislang nicht gut funktioniert. Statt dass es besser wird, wird es schlechter. Zudem unterschreibt man als Patient ja oft Dinge, die man gar nicht versteht. Und das medizinische Personal hat gar nicht die Zeit, einem zu erklären, was man da unterschreibt. Schließlich hat man sowieso nur wenige Minuten Zeit für eine Visite. Außerdem sind die Patienten gerade in diesen Situationen wo es ihnen gesundheitlich schlecht geht, nicht in der Lage zu verstehen, was da von ihnen verlangt wird. Man ist aufgeregt, da fallen einem viele Dinge gar nicht ein.“
Es ist offensichtlich, dass es im Interesse jedes Patienten ist, dem behandelnden Arzt alle verfügbaren Informationen zu geben, damit dieser eine korrekte Diagnose erstellen kann. Es geht schließlich um die Gesundheit der Menschen.
„Wir teilen die Einwände und negative Einschätzung der Ärzte und Primare, die sich bereits gegen diese Maßnahme ausgesprochen haben. Die Maßnahme steht zudem auch völlig im Gegensatz zu dem, was man eigentlich erreichen will, und zwar den Austausch zwischen den verschiedenen Gesundheitsbezirken und auch bei den Allgemeinmedizinern und Hausärzten zu erleichtern. Das würde wirklich Vorteile für die Patienten bringen. Wir hoffen dass der Sanitätsbetrieb in der Praxis einen gangbaren Weg findet die optimale Behandlung der Patienten nicht zu erschweren“, so Hofer.
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