22.08.2014
Gegen die Ökonomisierung sozialer Arbeit
Dachverband für Soziales und GesundheitDie Vergabe von Sozialdiensten ist neu zu regeln – umgehend, fordert der Dachverband für Soziales und Gesundheit, der sich entschieden gegen Ausschreibungen und die reine Ökonomisierung sozialer Arbeit ausspricht.
Die Vergabe des Behindertentransportdienstes mittels öffentlicher Ausschreibung macht in diesen Tagen zu Recht Schlagzeilen. Dieses letzte - und gravierende - Beispiel macht einmal mehr deutlich, dass in öffentlichen Verwaltungen eine Entwicklung stattfindet, die zwar auf dem Papier eine korrekte Form der Übertragung von Diensten darstellt, aber in keiner Weise dem Wesen sozialer Arbeit gerecht wird.Weder Europa noch Italien legen fest, dass professionelle Dienste im Rahmen des Sozial- und Gesundheitswesen über Ausschreibung vergeben werden müssen. Damit jedoch niemand beanstanden könnte, dass hier möglicherweise zu viel öffentliche Mittel investiert worden seien, geht man in Südtirol lieber auf Nummer sicher und macht Ausschreibungen.
Die Dienstleister waren bisher aber nicht kommerzielle Firmen, sondern gemeinnützige Einrichtungen, die ursprünglich gar manche dieser Dienste selbst und mit Hilfe von Spenden und Freiwilligenengagement aufgebaut hatten. Sie verfolgen eine völlig andere Strategie, weil nicht gewinnorientiert und mit klarem sozialem Auftrag. Vielfach wurden sie sogar gegründet, um eben einen solchen speziellen Dienst zu führen. Ausschreibeverfahren widersprechen dieser Identität von Grund auf, denn sie bauen auf Wettbewerb, sowie maximale Kostenersparnis und es kommt zu einer unguten Vermischung zwischen Wirtschaft und Sozialem. Soziale Dienstleistungen dürfen nicht rein wirtschaftlichen Kriterien unterworfen sein. Das geht zu Lasten der betreuten Personen.
Im Dachverband hat man sich immer wieder gegen das System der Ausschreibungen ausgesprochen. Es muss möglich sein - oder ermöglicht werden - dass soziale Dienste - und dazu gehören auch Transportdienste für Menschen mit Behinderung - mit der nötigen Behutsamkeit und unter Beachtung der Geschichte und Potentiale einer gemeinnützigen Organisation im Auftragsweg vergeben werden.
Es braucht Rechtssicherheit dass soziale Dienste heute und in Zukunft weiterhin garantiert werden können. Es braucht Tische, wo örtlich verwurzelte, gemeinnützige Anbieter gemeinsam mit den Dienstgebern darüber diskutieren, wie die vorgesehene Qualität mit den vorhandenen Organisationen am besten und langfristig gesichert werden können.
Das gibt den einen die Sicherheit einer guten Betreuung und den anderen die unverzichtbare Grundlage, um Qualität und Effizienz weiter entwickeln zu können. Nicht zuletzt geht es auch um die Sicherheit und Attraktivität der Arbeitsplätze im Sozialbereich, für Mitarbeiter die sonst von Ausschreibung zu Ausschreibung um ihren Arbeitsplatz bangen müssen.
Deshalb fordert der Dachverband, dass umgehend die gesetzliche Grundlage geschaffen wird, um die Vergabe von Sozial- und Gesundheitsdiensten anders zu regeln und aus dem Mechanismus der Ausschreibeverfahren zu nehmen, wie sie etwa für Straßenbau oder Gerätelieferungen gelten.
zurück