Anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar 2016 stellte die Südtiroler Krebshilfe ihre originelle Vorsorgepyramide vor. Dr. Guido Mazzoleni, Dr. Susanne Baier und Dr. Michael Kob erläuterten Wissenswertes über Krebserkrankungen in Südtirol, den Europäischen Krebskodex und der Rolle der Ernährung in der Krebsvorsorge.
Kann man einer Krebserkrankung vorbeugen?
Und wenn ja, dann wie? Anlässlich des Weltkrebsstages am 4. Februar widmete sich die Südtiroler Krebshilfe ganz dem Thema Vorsorge. „Die Prävention ist der Vereinigung Südtiroler Krebshilfe seit jeher ein Anliegen, denn wir alle können durch einen bewussten Lebensstil dazu beitragen, das Risiko an Krebs zu erkranken, zu minimieren“, so Ida Schacher Baur, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe. Auf originelle Weise hat die Südtiroler Krebshilfe dabei wichtige Infos auf einer Papierpyramide zusammengefasst, die unter anderem bei den Allgemeinärzten die Wartezimmer bereichern wird. „Die Pyramide enthält die wichtigsten Zahlen zu den Krebserkrankungen in Südtirol, die zehn Regeln des Europäischen Krebskodex sowie eine Nahrungsmittelpyramide, die auf einem Blick aufzeigt, worauf man bei der Ernährung achten sollte“, so Ida Schacher Baur, „somit sind drei wichtige Aspekte zur Prävention von Krebserkrankungen auf informative Weise vereint.“Die häufigsten Krebsarten in Südtirol.
Wie viele Südtiroler an Krebs erkranken und welche die häufigsten Tumorerkrankungen in Südtirol sind, darüber berichtete Dr. Guido Mazzoleni, Primar an der Abteilung Pathologische Anatomie und Histologie am Krankenhaus Bozen, die auch das Südtiroler Tumorregister führt.Demnach erhielten in Südtirol im Jahr 2014 insgesamt 3.360 Menschen die Diagnose Krebs, davon 1.917 Männer und 1.443 Frauen. Die häufigsten Krebsarten sind bei Männern der Prostatakrebs (22,7%), gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom (12.2%) und dem Lungenkrebs (5,2%); Frauen erkranken am häufigsten an Brustkrebs (25,2%), gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom (11,7%) und dem Lungenkrebs (9,9%).
Die Inzidenzrate (die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken) im Zeitraum 2004-2008 lag bei Männern bei 653,3 pro 100.000 Einwohnern und bei den Frauen bei 505,7 pro 100.000 Einwohner. Im gleichen Zeitraum verstarben 651 Männer (270 pro 100.000 Einwohner) und 507 Frauen (205 pro 100.000 Einwohner) an einer Krebserkrankung.
Nach den Herz-Kreislauferkrankungen sind Krebserkrankungen somit die zweithäufigste Todesursache: Die Zahl dieses Anstieges ist unter anderem auf das zunehmende Durchschnittsalter der Bevölkerung und den oft ungesunden Lebensstil zurückzuführen.
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Europäischer Krebs-Kodex: 10 einfache Regeln gegen Krebs.
Der eigene Lebensstil ist somit ein bedeutender Faktor, um Krebserkrankungen vorzubeugen. Auf die Wichtigkeit dieser Form von Vorsorge wies auch Susanne Baier, Onkologin am Krankenhaus Bozen, hin: „Jeder kann Krebs aktiv vorbeugen und jeder Erwachsene sollte ein Vorbild sein, indem er ein gesundheitsbewusstes Verhalten an den Tag legt.Durch eine langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten lassen sich annährend die Hälfte aller Krebserkrankungen vermeiden.“ Experten aus ganz Europa haben zehn Regeln zusammengestellt, mit denen das Krebsrisiko gesenkt werden kann. Laut diesem Europäischen Krebs-Kodex sollte das Rauchen sowie Übergewicht vermieden werden. Tägliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse sowie wenig bis gar kein Alkoholkonsum helfen zudem, Krebserkrankungen vorzubeugen.
Als weitere Regel gilt ein ausreichender Schutz vor der Sonnenstrahlung und vor krebserregenden Stoffen. Um mögliche Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollte der eigene Körper kontinuierlich beobachtet und bei Veränderungen ein Arzt aufgesucht werden.
Wie gesunde Ernährung das Krebsrisiko senken kann.
Unsere Ernährungsgewohnheiten bestimmen ebenso unseren Gesundheitszustand: 30 bis 40 % der Krebserkrankungen gehen auf das Konto falscher Ernährung, erläuterte Dr. Michael Kob von der Abteilung Klinische Ernährung am Krankenhaus Bozen. So ist Adipositas (starkes Übergewicht) ein Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten. Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit hohem Fettkonsum, vermehrter Aufnahme von Substanzen, die beim Grillen und Räuchern entstehen, und mit erhöhter Alkoholzufuhr. Der Verzehr von Fleisch und die Häufigkeit von Darmkrebs stehen ebenso nachgewiesen in Zusammenhang. „Eine ausgewogene Ernährung sowie die Kombination bestimmter Nahrungsmittel können zur Stärkung der körpereigenen Abwehr beitragen, die Heilung fördern und das allgemeine Wohlempfinden heben“, so Michael Kob.
Zu bevorzugen sei pflanzenbetonte Ernährung, fünf Mal am Tag sollten wir Obst und Gemüse zu uns nehmen - sie sind wichtige Quellen für Vitamine, Mineralsalze, Ballaststoffe und Antioxidantien. Ebenso sollten weniger Fleisch und mehr Hülsenfrüchte wie Vollkorngetreide, Nüsse und Samen auf dem Speiseplan stehen. Verarbeitetes Fleisch wie Wurstwaren sind zu vermeiden; der Verzehr von rotem Fleisch auf maximal 300 Gramm pro Woche einzuschränken und mit weißem Fleisch und Fisch zu ersetzen.
Auch empfiehlt es sich, den Alkoholkonsum einzuschränken: „Männer sollten sich mit maximal drei und Frauen maximal zwei Alkoholeinheiten begnügen“, so Dr. Michael Kob. Ein Muss ist hingegen die tägliche Bewegung, mindestens eine halbe Stunde täglich sollte man mit Spazierengehen, Wandern, Radfahren, Tanzen oder sonstigem Sport verbringen.
Schlussendlich: Die Gesundheit ist immer noch das höchste Gut, das wir besitzen – und jeder sollte darauf achten, auch wenn man so manches Mal darauf vergisst.
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INFO
Die häufigsten Krebsarten in Südtirol
(Inzidenzschätzung 2004-2008)
Frauen: • 25,2 % Brustkrebs
• 12,2 % Kolon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs)
• 5,2% Lungenkrebs
• 5,4% Hautkrebs (nur Melanome)
• 4,7% Gebärmutterkrebs
Männer:
• 22,7% Prostatakrebs
• 11,7% Kolon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs)
• 9,9% Lungenkrebs
• 8,7% Blasenkrebs
• 5,1% Magenkrebs
Europäischer Krebskodex: Zehn Regeln gegen Krebs
1. Rauchen Sie nicht
2. Vermeiden Sie Übergewicht
3. Bewegen Sie sich regelmäßig
4. Essen Sie täglich frisches Obst und Gemüse
5. Trinken Sie nur wenig Alkohol
6. Verhindern Sie übermäßige Sonnenbestrahlung und Sonnenbrände
7. Schützen Sie sich vor krebserregenden Stoffen
8. Gehen Sie regelmäßig zu den Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung
9. Nutzen Sie die Darmkrebs-Früherkennung
10. Lassen Sie sich gegen Hepatitis B impfen
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